In dänischen Kommentarspalten liest man manchmal Dinge wie:
„Wir brauchen nicht noch mehr Deutsche.“
Autsch. Da fühlt man sich doch gleich wie das letzte übrig gebliebene Handtuch auf Sylt.

Aber ehrlich gesagt… wenn man dann sieht, wie sich manche Landsleute hier benehmen, möchte man ihnen persönlich ein “Einweg-Deutschlandticket” in die Hand drücken.

Lass uns mal kurz gemeinsam draufschauen – mit einem Augenzwinkern, einer Prise Selbstironie und einem Schuss Wahrheit.

Sind Dänen deutschfeindlich?

Nö.
Die wenigsten Dänen haben was gegen Deutsche.
Aber viele haben was gegen deutsches Verhalten – du weißt schon, dieses unbeirrbare „Wir machen das jetzt so wie immer – auch hier!“-Mindset.

Dänen mögen ihre Ruhe. Ihre Regeln. Ihr Hygge.
Und wenn du dich da mit „Ich spreche nur Deutsch, ich bin schließlich in Europa!“ reinwalzt, wird’s halt schwierig.

Die ungeschriebene Liste der Dinge, die du besser bleiben lässt

  1. “Guten Tag!” in der Metzgerei um die Ecke:
    Du bist in Dänemark. Und wenn du das hier ernst meinst, dann lerne wenigstens ein „Hej“ und ein „Tak“.
    Niemand erwartet, dass du Søren Kierkegaard zitierst – aber ein bisschen Mühe wirkt wie ein Zaubertrank für die Akzeptanz.
  2. Im Supermarkt laut über Preise schimpfen:
    Ja, der Käse ist teuer. Ja, die Plastiktüte kostet 6 Kronen. Nachhaltigkeit kostet.
    Nein, niemand will deine Live-Rechnung auf Deutsch hören.
    Ernsthaft: Der Typ hinter dir versucht nur, in Ruhe sein Skyr zu kaufen. Lass ihn.
  3. Seit zwei Jahren hier wohnen, aber noch deutsche Kennzeichen:
    „Ich hatte noch keine Zeit“ zählt hier nicht.
    Du hattest Zeit, umzuziehen. Du hattest Zeit, IKEA-Regale aufzubauen. Du hattest Zeit, den dänischen Führerschein zu googeln.
    Also ja – das mit dem Kennzeichen ist kein Kavaliersdelikt, da verstehen die Dänen keinen Spaß, auch keinen leisen.
  4. „Betreten verboten“-Schilder am Zaun:
    Im Ernst?
    Die Dänen bauen offene Carports und lassen Fahrräder vor der Tür stehen.
    Und du hängst da ein Schild auf, das klingt wie die Eingangstür zu einem Bunker in Brandenburg?

Und dann auch noch auf Deutsch?
Das ist nicht nur unhöflich – das schreit nach Abgrenzung.
Da fehlt eigentlich nur noch eine Schranke und ein Bundesadler.
Wer so ein Schild aufstellt, will nicht dazugehören. Der will bloß „seins machen“.
Und das ist in einer kleinen dänischen Gemeinde keine gute Idee.

  1. Kein Dänisch, kein Smalltalk, keine Lust:
    „Ich geh da nicht hin, ich versteh ja eh nix“ ist keine Ausrede, sondern ein Eigentor.
    Wenn du zum Dorffest eingeladen wirst: Geh hin. Trink ein Bier. Versuch ein Gespräch.
    Schlimmstenfalls verstehen sie dich nicht – bestenfalls bekommst du Kartoffelsalat und ein paar neue Kontakte.

Der ernste Teil: Einbürgerung, Wahlen, Mitbestimmung

Jetzt aber mal ganz ohne Schnörkel. Denn hier geht’s nicht mehr um Tütenpreise oder Gartenzäune.

In Dänemark zu leben heißt nicht automatisch, mitreden zu dürfen.
Auch nicht, wenn du arbeitest. Auch nicht, wenn deine Kinder hier aufwachsen. Auch nicht, wenn du dich integriert fühlst.

Die Einbürgerung dauert Jahre.
Nicht weil die Dänen langsam sind – sondern weil das System es so will:
• Jahre mit durchgehender Aufenthaltsgenehmigung
• Sprachprüfung
• Einbürgerungstest mit politischen, kulturellen und historischen Fragen
• Keine Schulden bei der Kommune (ja, auch 800 Kronen zählen)
• Und das alles bitte in bestem Dänisch mit einem Lächeln

Und das Wahlrecht?
Nur mit dänischem Pass – also irgendwann, ganz vielleicht.
Und ja: Das bedeutet auch, dass Kinder, die hier geboren wurden, oft keine Stimme haben.
Nicht bei der Schulpolitik. Nicht bei der Kommunalwahl. Nicht mal bei der Frage, ob die Buslinie eingestellt wird, mit der sie zur Schule fahren.

Das ist nicht böse gemeint – das ist schlicht so geregelt.
Und vielleicht wäre genau da ein bisschen mehr Öffnung wünschenswert.

Also: Wie klappt’s mit dem Ankommen?

Du musst nicht perfekt sein.
Du musst nicht alles wissen.
Aber du solltest eines ganz sicher tun: Interesse zeigen.

Geh raus. Frag nach. Versuch Dänisch zu lernen – und hab keine Angst, dich dabei zum Horst zu machen.
Die meisten Dänen finden’s eher rührend als peinlich.

Und wenn du dich einbringst – im Kindergarten, beim Fest, im Alltag – dann dauert es auch nicht lange, bis du vom „komischen Neuen“ zum ganz normalen Teil vom Dorf wirst.

Fazit: Du bist willkommen – aber bitte nicht mit deutschen Ellbogen

Dänemark ist kein All-Inclusive-Hotel, wo man einfach anreist und dann erwartet, dass alle sich anpassen.

Hier wird nicht groß geklatscht, wenn du ankommst.
Aber hier wird auch nicht weggeschaut, wenn du dich bemühst.

Wenn du Dänemark wirklich als neue Heimat willst – dann verhalte dich auch so.
Offen. Interessiert. Freundlich. Ein bisschen leiser als gewohnt. Und mit dem Willen, Dinge zu verstehen, statt sie zu erklären.

Dann klappt’s auch mit dem hyggeligen Nachbarn.
Vielleicht lädt er dich sogar auf ein Tuborg ein – wenn du nicht vorher wieder über den Preis meckerst.

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht? Schreib mir gerne in die Kommentare.


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