Abschied nehmen. Ein paar Umarmungen, ein paar Tränen – wie schwer konnte das schon sein? Wie unglaublich naiv wir waren. Stattdessen fühlte sich dieser Schritt an, als würden wir einen Teil von uns selbst zurücklassen. Und inmitten von Kisten, Panikattacken und Zweifeln dämmerte uns: Der Traum vom Auswandern kommt mit einem ordentlichen Schuss Realität.

Aber von Anfang an: Mein Mann bekam einen Job in Dänemark. Klingt doch wie der Hauptgewinn, oder? Hygge hier, Kerzenschein da, und eine Schule, die direkt aus einem skandinavischen Pädagogik-Märchen entsprungen zu sein schien. „Das machen wir!“ Keine leichtsinnige Entscheidung und doch fühlte es sich plötzlich so an. Kaum war die Entscheidung gefallen, zog eine innere Stimme bei mir ein, die ständig rief: „Was, wenn alles schief läuft?“

Und oh, diese Stimme hatte viel zu sagen. Was, wenn die Kinder nicht zurechtkommen? Was, wenn ich kein Wort verstehe und nur mit einem schüchternen „Hej“ durchs Leben stolpere? Was, wenn ich irgendwann allein auf einer dänischen Wiese sitze und mich frage, was zur Hölle mich geritten hat, alles aufzugeben?

Vor allem: mein Geschäft. Mein kleines Baby, das ich mit Herz und Schweiß aufgebaut hatte. Einfach so loslassen? Während ich Kisten packte, überrollte mich die Erkenntnis: Auswandern heißt nicht nur Neues gewinnen, sondern auch Altes verlieren. Freunde, die uns so oft gerettet haben, Nachbarn, die unser Leben leichter machten – selbst der vertraute Kiosk, der meine Bestellung schon kennt, bevor ich sie ausspreche.

Der Abschied selbst war eine emotionale Explosion. Unsere Nachbarn überraschten uns mit einer wahnsinnigen Hilfsbereitschaft. Freunde drückten uns so lange, dass ich dachte, sie würden uns nie loslassen. Selbst die Schule und der Kindergarten verabschiedeten uns aber vor allem die Kinder mit so viel Herz, dass es einfach richtig weh tat. Zwischen den Umarmungen dachte ich nur: „Was, wenn wir alles falsch machen?“

Doch zwischen all der Panik und Traurigkeit war da etwas anderes: Hoffnung. Hoffnung, dass wir es schaffen. Dass wir in der dänischen Weite ein Zuhause finden. Der Abschied hat uns gezeigt, wie viel Liebe wir in unserem alten Leben hatten – und genau diese Liebe nehmen wir mit.

Wie es weitergeht? Ob wir ankommen oder die Koffer zurück nach Deutschland rollen? Bleibt dran. Spoiler: Wir leben noch. Und die Aussicht ist gar nicht so schlecht.


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